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Supply Chain ideal justieren

Supply Chain ideal justieren

Deutsche Mittelständler können ohne weiteres Liquidität im sechsstelligen Bereich aus ihren Lagern freisetzen.

Das sagt zumindest Andreas Capellmann, Geschäftsführer des Startup-Unternehmens SCT GmbH. Wir haben nachgefragt, wie er das mit seiner Software, die die Supply Chain optimieren und die Bestände nachhaltig senken soll, bewerkstelligen will.

Herr Capellmann, woher glauben Sie zu wissen, dass überhaupt so viel Geld in den Lagern deutscher Mittelständler versteckt ist?

Capellmann: Im Bereich der Absatz- und Bedarfsprognose hat vor allem der Mittelstand noch Hausaufgaben zu erledigen. Es wird einfach nicht optimal nach dem realen Bedarf disponiert. Oftmals spielt sogar das Bauchgefühl eine nicht unerhebliche Rolle. Das zieht zwangsläufig zahlreiche Ungenauigkeiten nach sich, die letztlich zu unnötigen Oberbeständen führen. Und diese hohen Bestände kosten bares Geld und binden wichtige Liquidität. Die meisten Unternehmen, die mit unserer Software arbeiten, konnten nachhaltig 20 bis 30 Prozent der Bestände einsparen!

Aber benötigen wir nicht hohe Bestande, um auch noch bei hoher Nachfrage lieferbereit zu sein?

Capellmann: Das ist ein noch immer weit verbreiteter Irrglaube.
Durch die richtige, fundierte Disposition können die Bestände nämlich nicht nur signifikant reduziert, sondern auch die Liefer­ bereitschaft gesteigert werden. Das ist keine Hexerei. Man braucht dazu nur eine solide Datenbasis und die richtigen Werk­zeuge.

Warum tun sich Unternehmen denn so schwer damit?

Capellmann: Die gesamte Supply Chain ideal zu justieren, ist keine triviale Angelegenheit. Das Problem beginnt schon bei der Kom­ plexität der Stammdaten: Artikel können über bis zu 130 logistische Parameter verfügen. So etwas kann kein Disponent manuell überwachen. Vielmehr bedarf es präziser, softwaregestützter Lösungen, die auf die Disposition spezialisiert sind.

Aber können das ERP-Systeme nicht auch abbilden?

Capellmann: Jein. ERP-Systeme haben originär andere Aufgaben. Praktisch alle ERP-Systeme sind deshalb keine Spezialsysteme für Prognose und Disposition. Man kann diese Aufgaben zwar rudimentär mit ihnen erledigen, das Ergebnis liegt aber weit entfernt vom Optimum. Automatismen zur kontinuierlichen Optimierung der Dispo-Parameter sind praktisch nicht vorhanden.

Wo genau liegt denn das Problem?

Capellmann: Alle ERP-Systeme, die wir kennen, nutzen beispielsweise ausschließlich Verfahren, die eine normalverteilte Nachfrage unterstellen. Diese ist in der Praxis aber fast nie anzutreffen. Das führt zu systematisch falschen Bedarfsprognosen und Bestandfehlern von bis zu 40 Prozent. Neben dem übergeordneten ERP­ System braucht man also auch noch präzisere Spezialwerkzeuge, um optimal disponieren zu können. Man nennt diese Präzisionswerkzeuge für Disponenten auch Advanced Planning and Scheduling Software oder kurz APS-Software.

Was zeichnet lhre APS-Software denn aus?

Capellmann: Unsere APS-Software zeichnet sich durch weitreichende, im Hintergrund automatisch ablaufende Simulationsrechnungen aus, die die Planungs- und Dispositionseinstellungen und -entscheidungen kontinuierlich optimieren. Auf diese Weise profitieren auch technisch und fachlich weniger versierte Anwender von der hohen Prognosegenauigkeit und Dispositionspräzision. Die Unternehmen können sich an nachhaltig reduzierten Beständen bei Sicherstellung der erforderlichen Lieferbereitschaft erfreuen.

Muss der Disponent denn gar nichts mehr tun?

Capellmann: Doch, selbstverständlich. Aber unsere Anwender werden gezielt auf den aktuellen Handlungsbedarf hingewiesen und profitieren beispielsweise von der durchgängigen Visualisierung von Bedarfsprognosen und Dispositionsvorschlagen: Die Auswirkungen von Verfahrens- oder Stammdatenänderungen werden dabei interaktiv durchsimuliert und grafisch dargestellt, was die Entscheidungsfindung transparenter macht und erleichtert. Zudem können auch viele Planungs- und Dispositionsprozesse mit DISKOVER SCO automatisiert, rationalisiert und reproduzierbar gemacht werden. So gelangt man letztlich ohne größeren Aufwand zu einer verbesserten Disposition. Anstatt permanent dem Tagesgeschäft hinterherzuhecheln, haben Disponenten dann endlich mehr Zeit für die wichtigen Dinge; zum Beispiel eine intensivere Integration der Lieferanten, was weitere Einsparungen verspricht.

Sie haben sich für ein Mietlizenzmodell und Continuous Delivery für lhre Software entschieden. Was ist das genau und welchen Nutzen hat der Kunde?

Capellmann: Stellen Sie sich das so vor wie eine Cloud-Appliance, die hochsicher beim Kunden selbst installiert ist. Kunden sparen sich massive Erstinvestitionen für Runtime-Lizenzen und müssen lediglich einen monatlichen Betrag zahlen, solange sie unsere APS-Software nutzen. Dank Continuous Delivery erreichen zu­ dem alle neuen Entwicklungen die Anwender in kürzester Zeit. Da der direkte Support der Anwender sowie die Wartungsarbeiten und Updates durch unser Servicecenter in Herzogenrath erfolgen, entsteht bei der IT-Abteilung des Kunden kein fachlicher Betreuungsaufwand für das System oder seine Anwender. Es gibt also keine verdeckten In-House-Kosten, die viele Unternehmen bei alternativen Modellen in ihrer Kalkulation glatt vergessen.

Aber wenn die Software kontinuierlich Geld kostet, sind dann die erzielten Einsparungen nicht irgendwann aufgebraucht?

Capellmann: Im Gegenteil. Schließlich ist Bestandsreduzierung kein einmaliger, sondern ein laufender Effekt. Ein Rechenbei­spiel: Wenn Sie Ihren Lagerbestand um eine Million Euro reduzieren, sparen Sie jährlich zwischen 200000 und 300000 Euro. Diese Lagerhaltungskosten setzen sich zusammen aus Zinsen für das gebundene Kapital, Kosten zur Bereitstellung und den Betrieb der Lagerflächen, Schwund oder Beschädigungen von Material, Versicherungen. Ohne Optimierungssoftware fielen diese jährlichen Kosten ganz schnell wieder an. Und selbst wenn Sie nur von jährlichen Einsparungen von 10 Prozent der Lagerhaltungskosten, also 100 000 Euro, ausgehen, verdienen Sie Monat für Monat Geld am Einsatz von DISKOVER. Andere Effekte wie geringerer Planungsaufwand, bessere Lieferbereitschaft und Auskunftsfähigkeit sind da noch gar nicht berücksichtigt.


Interview, Technik + Einkauf, Ausgabe 02/2014
Von Kathrin lrmer und mit Andreas Capellmann

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